Ein Laden für Kultur

Zehn nach vier. Endlich Schulschluss! Eigentlich schnell nach Hause und ganz entspannt nichts tun. Aber Moment, heute habe ich doch noch etwas vor … Statt wie gewohnt nach rechts zur U-Bahn Lohmühlenstraße abzubiegen, gehe ich weiter geradeaus. Mein Ziel befindet sich im Zentrum des nun folgenden Straßenlabyrinths. einmal rechts,  einmal links und wieder zweimal rechts und schon bin ich da. Na wisst ihr, wo ich angekommen bin?

Hier im Zentrum von St.Georg stehe ich vor einem der ungewöhnlichsten Läden, die ich kenne. Von außen wie ein gewöhnliches Cafe aussehend, bietet der „Kulturladen St.Georg“ viel mehr, als man denkt. Ich betrete den Laden und stehe in einem beinahe leeren Raum: Eine kleine Theke, zwei Holzstühle und ein winziger Tablettisch sind die einzigen Zeichen der Zivilisation. Neben der Theke eine schmale Tür, recht unscheinbar. Ich sage der Frau an der Theke kurz „Hallo“ und gehe anschließend hindurch. Hinter der schmalen Tür ein Gang, in dem selbst ich die Arme einziehen muss, um mich auch dann noch hindurchzuquetschen. Dann eine Treppe, ich gehe hoch und stehe urplötzlich vor einer großen Doppeltür. Diese ist weit geöffnet und lässt einen Blick in den sich dahinter befindenden Raum zu. Er ist groß und voll, knapp hundert Menschen sitzen auf Stühlen und schauen in Richtung der Bühne am anderen Ende des Raumes. Ich bin wohl etwas spät, aber naja, bis vier Schule halt … Ich setze mich auf einen der letzten freien Plätze, während die Moderatorin des Wettbewerbs den ersten Slammer ansagt. Jetzt höre ich einfach nur zu, etwa zwei Stunden lang (inklusive zehn Minuten Pause). Ich muss lachen, werde aber auch zum Nachdenken angeregt und als ich den Laden verlasse, muss ich einmal mehr schmunzeln über den Charme, den dieser von außen so kleine und unscheinbare Laden versprüht. Ich werde bestimmt wiederkommen.

Mattes Jansen, Foto: kulturladen.com

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