Meine Gedanken im Homeschooling
Kurz bevor angekündigt wurde, dass die Hamburger Schulen nach den Ferien erstmal nicht mehr öffnen und auch Läden schließen sollen, war bei uns noch alles ok. Ist ja logisch – das war ja, bevor man das Gefühl hatte, in einem apokalyptischen Film eine Nebenrolle zu spielen. Zu dem Zeitpunkt jedenfalls hieß es, dass falls ein Schüler der Schule positiv getestet werden sollte, die Schule schließen muss. Auch wenn mich das vielleicht zu einem schlechten Menschen macht, muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich gehofft hatte, dass irgendjemand krank wird. Nicht, weil ich ein von Grund auf böses Wesen bin, sondern weil ich nicht mehr die Kraft hatte zur Schule zu gehen. Unsere Schule wurde dann auch geschlossen – aber nicht, weil ich irgendeinen armen Schüler mit Hilfe von Telepathie krank werden lassen hab, sondern einfach, weil alle Schulen geschlossen wurden.
Nur Minuten nach der Ankündigung ging der Jubel los. Grob gesagt: jeder Schüler hat sich gefühlt, als wären Weihnachten und Ostern auf einen Tag gefallen. Da nun alle Schüler ihre Tage im Internet verbrachten, florierten alle Memes und sarkastischen Sprüche, die irgendetwas mit der Schulschließung zu tun hatten. Ein Spruch ist mir besonders ins Auge gefallen. Ich würde euch ja sagen ob ich ihn auf Instagram auf Twitter, oder doch auf Pinterest gesehen hab, aber ich habe auf diesen Seiten so viel Zeit verbracht, dass ich nicht sagen kann, wann ich wo was gesehen habe. Vielleicht kennt ihn die ein oder andere Person ja schon. »If students are happy about a deadly virus closing schools then maybe schools should rethink their education system«. Übersetzt heißt das sowas wie »Wenn Schüler sich über einen tödlichen Virus freuen, der die Schulen zur Schließung bringt, sollten wir mal über das Schulsystem nachdenken«. Ich finde diesen Spruch ziemlich zutreffend, zumindest dachte ich das vor zwei Wochen.
Mittlerweile freue ich mich sogar darauf, wieder in die Schule zu gehen. Ich male mir in meinem Kopf die unterschiedlichsten Szenarien aus, wie der erste Schultag aussehen könnte – anders als sonst sind es keine Horror Geschichten über zu spät Kommen und schlechte Noten mehr, es sind eher Märchen über meine Mitschüler, die mich das erste Mal mit Brille sehen oder die meine neue Frisur bestaunen. Meistens kommt darin auch vor wie ich super organisiert im Unterricht sitze und lauter Einsen bekomme. Eigentlich wäre das auch im Homeschooling möglich, theoretisch. Dabei fällt mir ein: bin ich die Einzige, die gerade das Gefühl hat, in den meisten Fächern nichts Besseres als eine 5 oder 4 zu verdienen? Es geht möglicherweise nur mir so, aber ich habe einfach nicht genug Disziplin, um in so einer Situation genügend zu arbeiten. Also ehrlich, wie machen Schüler an anderen Schulen das normalerweise mit ihren Hausaufgaben? Hausaufgaben gibt es bei uns ja erst in der Oberstufe und einige meiner Lehrer haben gesagt: diese Situation jetzt bereitet uns so gut auf die Oberstufe vor wie nichts anderes.
– Danke, jetzt habe ich Angst.
Von Lina Ruth
2 Kommentare
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Sehr zutreffend und echt gut geschrieben! Mir gehts übrigens genau so 😅
Toller Text… I feel the same