Schüler produzieren Games

Interview: Fatima Shehata

Klosterpost: Hallo, danke, dass ihr euch alle Zeit für das Interview genommen habt. Ich dachte zu Anfang könnten sich alle einmal vorstellen und ihren Namen, ihre Stufe und eure Haupttätigkeiten in dem Unternehmen verraten:

Oscar: Ich bin Oscar Tünnermann aus der 12d, Physikprofil und ich mache Geschäftsführung; also Organisation, Verwaltung und Hauptentwicklung.

Iven: Ich bin Iven, ich bin auch im Physikprofil, auch in der zwölften Klasse und ich programmiere hauptsächlich.

Clemens: Clemens Römer , ich gehe ins PGW Profil, auch in der zwölften Klasse und ich bin zuständig für die PR, also PR-Manager ist meine Funktion.

Okay, das klingt ja alles schon sehr ambitioniert. Dann komme ich mal direkt zur ersten Frage: Ihr habt ja JOIS Games gegründet, was ist das für eine Art Unternehmen und was ist JOIS Games überhaupt?

Oscar: JOIS Games ist unser Unternehmen mit dem Fokus auf Spieleentwicklung und der Entwicklung von Softwarelösungen. JOIS Games ist offiziell ein Einzelunternehmen und wir haben jetzt fünf Leute im Team, die auf unsere Schule gehen.

Wofür steht der Name JOIS Games?

Iven: „JOIS“ steht für die vier Gründungsmitglieder, also in dem Namen sind die vier Anfangsbuchstaben der Gründungsmitglieder enthalten und das „Games“ ist drinnen für die Spielemarke.

Wie kam es dazu, dass ihr dieses Unternehmen gegründet habt?

Iven: Das war so: Ein bisschen länger als vor einem Jahr kam den Gründungsmitgliedern im Physikunterricht erstens die Idee eine Partei zu gründen, die sich ein bisschen mehr mit dem Klimawandel auseinandersetzt und dann ist uns aufgefallen, dass man dafür sehr viel Geld bräuchte und dann haben wir aus Witz überlegt, dass man dafür dann ja eine Firma gründen könnte, um dieses Geld zu erwirtschaften und dann haben wir einfach an Videospiele gedacht, weil wir da alle schon ein bisschen drinnen waren und schon ein bisschen Programmieren konnten und dann hat sich diese erst als Witz gemeinte Idee dann doch immer mehr realisiert und ist dann einfach zu JOIS Games geworden.

Also basiert die Idee darauf, auf das Klima zu achten, was ihr jetzt mit dem Unternehmen tut. Könnt ihr Tipps geben, wie man auch privat auf das Klima achten kann oder was ihr privat gegen den Klimawandel tut?

Clemens: Also, ich denke, bei JOIS Games haben wir auch immer Themen wie z.B. Mülltrennung mit dem Mülltrennungssimulator angesprochen, aber auch im Privatleben denke ich, dass das Klima für uns eine Rolle spielt. Sonst wäre es wohl gar nicht zu JOIS Games gekommen. Privat sind wir vielleicht nicht die Lautesten, wenn es zum Beispiel um Klimaproteste wie FridaysForFuture geht, aber ich denke, wir achten im Privaten viel darauf, wie wir konsumieren, zum Beispiel bei der Müllentsorgung und Trennung. Es gibt dutzende Möglichkeiten, etwas für das Klima zu tun, zum Beispiel auch Ökostrom zu beziehen, öffentliche Verkehrsmittel statt Autos zu benutzen, Fahrrad zu fahren und vieles mehr.

Man hört ja auch nicht so oft, dass minderjährige Personen ein Unternehmen gründen. Was gab es dabei für Hürden für euch?

Oscar: Also inzwischen sind viele von uns volljährig, als wir aber vor mehr als einem Jahr angefangen haben, war das noch niemand und das ist einfach wirklich eine große Herausforderung. Als Minderjähriger ist man halt rechtlich nicht voll geschäftsfähig und wenn man ein Unternehmen gründet, muss man voll geschäftsfähig sein. Dafür muss man tatsächlich erstmal zum Amtsgericht gehen und die Gewerbstätigkeit beantragen und dann wird erst einmal geprüft, ob man voll geschäftsfähig ist und dies muss dann gerichtlich bestätigt werden. Ansonsten muss man sich dann mit dem ganzen juristischen Zeug beschäftigen, Buchhaltung und was da alles anfällt. Wir haben viel mit unserem amerikanischen Partner, mit der Plattform „Steam” und amerikanischem und internationalem Recht zu tun, wo man sich einfach auch nochmal reinarbeiten muss.

Das klingt ja nach sehr viel Arbeit, hattet ihr dann mal zwischendurch den Gedanken, es einfach zu lassen?

Oscar: Ich glaube nicht, also ich habe schon immer gerne Projekte verfolgt, ich hatte da schon immer Spaß dran und wenn man einfach die Idee hat aus Bock zu sagen „Komm wir probieren das jetzt, weil was kann im schlimmsten Fall passieren?” und deswegen hatten wir da alle dieselbe Erfahrung und haben dieselbe Vision geteilt und für dieselbe Idee gebrannt, einfach, dass wir von Anfang an gesagt haben: „Ne, wir ziehen das richtig durch!” Wenn man von Anfang an einfach genug Motivation hat, dann gibt es auch keine wirklichen Grenzen, die einen aufhalten.

Wie viel Zeit verbringt ihr mit dem Programmieren und wie viel Zeit habt ihr allgemein schon in das Projekt reingesteckt?

Clemens: Also, ich bin ja kein Programmierer, aber ich arbeite natürlich trotzdem. Da ich ja PR-Manager bin, kümmere ich mich um die Öffentlichkeitsarbeit wie zum Beispiel den Instagram-Account.

Oscar: Businesskontakte, Website gehört da alles dazu, allumfassendes Themengebiet.

Clemens: Um zur Frage zurückzukommen, ich würde sagen, dass ich so pro Woche circa zehn Stunden da reinstecke. Es variiert natürlich immer pro Woche an Arbeitsaufwand, was man zum Beispiel auf Instagram die Woche posten will, wie kompliziert das ist und so weiter, aber ungefähr sollten das so zehn Stunden pro Woche darstellen.

Was ist da denn so zeitaufwändig?

Clemens: Also erstmal muss man die Ideen schaffen, auch gucken, was die anderen schon erarbeitet haben, was man benutzen will und wie man das schön ansehnlich verpacken will auf Instagram und anderen Social Media Plattformen. JOIS Games ist jetzt nicht der übliche Instagram-Account, das kannst du jetzt schlecht mit deinem Instagram-Account vergleichen, bei unserem Account muss man erstmal die Zielgruppe ansprechen und vieles mehr beachten. Bei einem privaten Instagram-Account achtet man ja nicht so viel darauf, da postet man das, was in seinem Leben passiert und auf so einem Firmenaccount muss man natürlich gucken, was so passt.

Hattet ihr schonmal schlechte Erfahrungen auf Social Media, zum Beispiel mit Hate oder, dass es Menschen nicht gefallen hat, was ihr macht?

Clemens: Nö, eigentlich nicht.

Oscar: Also, natürlich gibt es mal eine schlechte Steam Bewertung, aber eigentlich wenig.

Wie viel Zeit verbringen denn die anderen mit dem Arbeiten und Programmieren?

Iven: Also, bei mir sind es so circa fünf Stunden reine Programmierzeit, das hängt aber davon ab, ob ich gerade einen schlechten oder einen guten Tag habe und natürlich auch am Arbeitsumfang. Dazu kommen dann natürlich noch meistens irgendwelche Konferenzen, wo man Themen diskutiert, sowas kommt auch noch dazu.

Oscar: Also,  ich glaube ich bin so die andere Seite vom Extrem, ich glaube ich habe am Tag durchschnittlich drei Stunden Konferenzen für JOIS Games. Ich komme damit auf einen Wochenaufwand mit eigenen Aufgaben, Programmieren, Verwalten auf so 30 Stunden die Woche.

Du sagst ja, du hast Konferenzen, mit wem hast du denn diese Konferenzen?

Oscar: Eigentlich dauernd mit Leuten aus dem Team. Wir haben jeden Montag unsere JOIS Games Hauptsitzung, wo wir uns einmal mit dem gesamten Team zusammensetzten, die letzte Woche besprechen, die nächste Woche planen und dann gibt es nochmal mit jeder Person aus dem Team ein Einzelgespräch für grob eine Stunde angedacht, jede Woche, das heißt da sind wir schonmal bei acht Stunden alleine pro Woche und meistens gibt es dann immer noch irgendwelche Zusatzaufgaben, zum Beispiel wenn man eine Steam Seite plant, wenn man sehr detailliert über Programmierentscheidungen spricht, wenn es sonst Dinge gibt. Da kommen dann nochmal die restlichen Stunden darauf.

Also, du kümmerst dich um die Arbeit innerhalb des Teams und bist sozusagen ein bisschen der Team-Manager?

Oscar: Sozusagen, ja.

Ihr sagt ja, dass ihr ganz viel programmiert. Wie viele Spiele habt ihr denn schon entwickelt und wo seid ihr gerade dabei etwas zu entwickeln?

Oscar: Wir haben insgesamt als JOIS Games … Kurz mal ohne die Frage, zählen wir unsere Geburtstagsprojekte mit darein?

Was ist denn das?

Oscar: Wir machen das ja jetzt seit über einem Jahr und jeder aus dem Team hatte mal Geburtstag und wir haben immer als Überraschung mit dem restlichen JOIS Games- Team ein Minispiel programmiert, so eines, das immer fünf Minuten lang geht, woran man dann eine Woche richtig intensiv arbeitet als Geburtstagsgeschenk.

Könnt ihr mal ein Beispiel für so ein Spiel nennen?

Oscar: Also, zum Beispiel gabs früher mal so eine geckhafte Rivalität zwischen Iven und Clemens und als Iven Geburtstag hatte, habe wir ihm ein Spiel programmiert, wo er dann gegen Clemens kämpft. Außerdem fährt er auf seinem Fahrrad durch die Welt, weil Iven zum Beispiel sehr viel Fahrrad fährt. Es sind halt Projekte, die sich selbst nicht so ernst nehmen und qualitativ nicht wirklich hochwertig sind, die aber persönlich und nett sein sollen. 

Jetzt aber zu deiner vorherigen Frage! Wenn man also Nebenprojekte hinzuzählt haben wir insgesamt 5 Projekte entwickelt, davon sind manche deutlich kleiner als andere und andere natürlich größer. Wir haben zu allererst den „Mülltrennungssimulator 2021“ entwickelt, dann zwischendurch Kleinigkeiten gemacht und danach haben wir an einem ganz großen Projekt gearbeitet, welches wir jetzt erstmal vorübergehend pausiert haben, weil wir gesagt haben, dass wir vorm Abi nicht fertig werden und deswegen haben wir seit Oktober Lux Mina entwickelt.

Lux Mina, das klingt nach einem sehr großen Projekt. Worum geht es denn in dem Spiel?

Oscar: Lux Mina ist ein Roguelite Plattformer. Das heißt man läuft mit seinem Charakter durch die Welt, erkundet die Umgebung und bekämpft Monster, außerdem kann man durch eine ganz neue Mechanik seine ganz eigene Spielweise zusammenstellen, dadurch, dass man die Art wie man das Spiel spielt und wie man den Gegner bekämpft komplett selber beeinflusst.

Wie kamt ihr auf den Namen Lux Mina?

Oscar: Dazu gab es tatsächlich eine witzige Geschichte, wir haben sehr lange nach einem Namen gesucht, drei Wochen oder so und uns ist einfach nichts eingefallen. Wir haben Abstimmungen gehabt und sonst was und wir waren immer nicht zufrieden. Wir haben super viele Menschen gefragt. Wir waren nie zufrieden. Und tatsächlich hat unser Musikproduzent einfach für seinen Song den Namen Lux Mina vorgeschlagen. Und hat gesagt, das es eigentlich auch ein cooler Name für ein Spiel wäre. Ich war ziemlich begeistert davon, habe das dann im nächsten JOIS Games Meeting vorgeschlagen und alle anderen waren auch ziemlich begeistert davon. Lux mina ist eigentlich ein Fantasiebegriff, obwohl es so klingt, als wäre es irgendetwas Sinnvolles.

Das klingt sehr lateinisch.

Oscar: Eben, lateinisch-griechisch und das Spiel arbeitet ganz viel mit Licht- und Schatteneffekten um eine passend atmosphärische Stimmung zu erzeugen, deswegen ist es auch super witzig, dass im Namen Lux drin ist und somit voll darauf eingeht.

Wird es einen Mülltrennungsimulator 2 geben?

Iven: Also, ich fand das Projekt auf jeden Fall sehr spannend und es hat auch sehr viel Spaß gemacht, aber ich finde, dass man stark merkt, dass das unserer erstes Projekt war, weil es zwar nach außen hin sehr gut scheinen mag, aber intern merkt man quasi einen sehr großen Unterschied wie man jetzt an Lux Mina arbeitet und wie man damals am Mülltrennungssimulator gearbeitet hat. Also das ist ein riesiger Unterschied in der Qualität und auch von der Geschwindigkeit her, deshalb war das unser schönes erstes Projekt und ja, das denke ich darüber. Und was denkst du darüber Oscar?

Oscar: Ja, wie du sagst, wir haben das einfach professionalisiert in diesem einem Jahr. Also man nimmt das gar nicht so wahr, wenn man einfach nur so zurückguckt, weil man glaubt, dass alles schon immer genauso so war wie es ist, aber vor allem Arbeitsabläufe – wer macht was, wie und wann – sind einfach ein unglaublicher Unterschied. Ich mein zum Beispiel, Iven und ich, wenn wir zusammenarbeiten, sag ich ihm meistens schon gar nicht mehr, was er überhaupt tun soll, sondern er macht es einfach von alleine. Diese Teamdynamik formt sich einfach so im Laufe der Zeit und ich glaube, das ist ein maßgeblicher Unterschied.

Werde ihr auch in der Zukunft noch gemeinsam als JOIS Games weiterarbeiten?

Oscar: Definitiv ja, denn ich will das weitermachen, weil es einfach unglaublich Spaß macht und es eine sehr prägende Erfahrung ist, weil man viel lernt glaub ich fürs Leben insgesamt. Ich werde es auf jeden Fall nach dem Abi auch weitermachen und wie ich es verstanden habe auch viele andere im Team.

Iven: Ja, also ich bin sowieso gerade ziemlich planlos, was ich überhaupt machen möchte und vor allem direkt nach dem Abitur. Es macht Spaß und ich werde erstmal im Team bleiben und dann guck ich mal, was sonst so auf mich zukommt.

Oscar: Ich glaube, das Geile daran ist halt, dass wir Hobby mit Beruf verbinden und machen es aber einfach auf unsere Art und ich glaube, das ist es, was für uns so cool daran ist.

Was ist das Besondere daran?

Oscar: Programmieren ist für mich halt etwas ganz Besonderes, weil es unendliches Potenzial ist sozusagen. Als Programmierer, gerade so, wie wir es machen, wenn wir unser eigenes Ding entwickeln, bist du halt voll dabei, dir deine eigene Welt zu erschaffen. Du kannst dir aus dem Boden deine eigenen Träume, Phantasiewelten, Ideen und sonstwas umsetzen, du musst nur deine Zeit investieren. Und dann kannst du alles genauso umsetzen, wie du es willst und es dann genauso gestalten. Das ist, glaube ich, die große Faszination am Programmieren.

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